Ihr steht gerade auf der Bergstraße. Das ist die einzige Straße in Berlin, die immer noch durch die Mauer getrennt ist. Vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 war ganz Berlin durch die Mauer getrennt.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Deutschland von den Ländern, die gemeinsam Nazi-Deutschland besiegt hatten, besetzt und in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Aus diesen entstanden die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Berlin als ehemalige Hauptstadt und damit als Symbol lag zwar in der sowjetischen Zone, wurde aber auch noch mal unter den vier Siegermächten aufgeteilt.
Ende der 1940er Jahre setzte eine Fluchtbewegung von der DDR in die Bundesrepublik ein, die im Verlauf der 1950er Jahre dramatische Ausmaße annahm. Große Teile der ostdeutschen Bevölkerung waren mit dem neuen politischen und wirtschaftlichen System nicht einverstanden. Zudem lockten in der Bundesrepublik Freiheit, Wohlstand und Modernität.
Berlin war dagegen ein Sonderfall. Die Menschen konnten sich noch bis 1961 relativ frei bewegen. Viele sogenannte Grenzgängerinnen und Grenzgänger haben in Ost-Berlin gewohnt, sind aber in West-Berlin zur Schule gegangen oder haben dort gearbeitet.
Am 13. August 1961 ließ die DDR-Führung die Grenzen zu West-Berlin abriegeln, um die Fluchten in den Westen zu beenden. Gleichzeitig wollte sie ihre Macht stabilisieren und nach außen Souveränität demonstrieren. Trotz Stacheldraht und Mauern konnte die Fluchtbewegung nicht unterbunden werden. Deshalb wurden die Grenzsperren bis in die 1980er Jahre unablässig perfektioniert und ausgebaut.
Auf der Ost-Berliner Seite der Mauer lief die Bergstraße direkt am Friedhof der Evangelischen Kirchengemeinde Sophien entlang. Vor dem Mauerbau reichte er bis an die Bernauer Straße. Doch seit 1962 wurden Gräber umgebettet und eingeebnet für neue Grenzanlagen. Es entstand eine zweite Mauer Richtung Osten, die sogenannte Hinterlandmauer, zudem ein Signalzaun, Panzersperren, ein Postenweg und Wachtürme.
Wenn Ihr auf die Mauerreste Richtung Bernauer Straße schaut, könnt ihr auch Graffiti auf der Mauer erkennen. Vor dem Mauerfall war es nicht möglich die Mauer auf dieser Seite, der Ostseite, mit Graffiti zu versehen. Denn die Mauer war im bewachten Grenzstreifen und damit nicht für die Menschen in der DDR erreichbar. Vor dem Mauerfall war daher die Mauer im Unterschied zu heute nur auf der Westseite mit Graffiti versehen.
Catharina Mäge wurde 1956 geboren. Bis zu ihrem 5. Lebensjahr lebte sie bei ihren Großeltern in der Gartenstraße in West-Berlin im Wedding, unmittelbar an der Sektorengrenze. Sie erlebte den Mauerbau als 5-jährige unmittelbar. Ca. ein Jahr nach dem Mauerbau kehrte sie zu ihrem Vater in die DDR zurück, der damals in Dresden wohnte.
Werner Kirchert lebte seit 1953 mit seinen Eltern in der Strelitzer Straße 51. Zwischen 1960 und 1965 studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Humboldt Universität. Er ist 22 Jahre alt als die Mauer im August 1961 gebaut wurde und kann die Ereignisse um den 13. August 1961 quasi von zu hause aus beobachten. 1964 heiratete Werner Kirchert und zog aus der Wohnung in der Strelitzer Straße und somit aus dem Grenzgebiet. Um seine Eltern weiterhin besuchen zu können, brauchte er einen Passierschein.