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Kapelle der Versöhnung

Kapelle der Versöhnung

© Stiftung Berliner Mauer

Die Kapelle der Versöhnung wurde auf dem ehemaligen Grenzstreifen genau dort errichtet, wo die Versöhnungskirche bis zu ihrer Sprengung 1985 gestanden hatte. Die Gemeindemitglieder der Evangelischen Versöhnungsgemeinde lebten nördlich und südlich der Bernauer Straße. 90 Prozent der Gemeinde kam aus dem West-Berliner Stadtteil Wedding, alle weiteren Mitglieder stammten aus dem Stadtteil Mitte, also aus dem Ostteil Berlins. Als am 13. August 1961 die Sperrmaßnahmen erfolgten, bedeutete dies auch das Ende der grenzüberschreitenden Gemeinde. An zwei Sonntagen konnte Pastor Hildebrandt noch den Gottesdienst feiern. Danach blieb die Kirche im Todesstreifen für ihre Mitglieder aus West-Berlin unerreichbar.

Im Zuge des Grenzausbaus wurde die Kirche 1985 auf Befehl der DDR-Regierung gesprengt. Davon zeugt das Turmkreuz rechts neben der Kapelle. Es flog bei der Sprengung von der Spitze des Kirchturms und verformte sich durch die Wucht des Aufpralls. Bilder von der Sprengung können Sie sich in der Themenstation Richtung Denkmal und Dokumentationszentrum ansehen.

Versöhnungskirche im Grenzstreifen

© ELAB, Archiv der Versöhnungsgemeinde

Nach der Wiedervereinigung erhielt die Versöhnungsgemeinde ihr Kirchengrundstück zurück. Mit der Auflage, das Gelände als sakralen Ort zu nutzen. Die Kapelle der Versöhnung wurde nach Plänen der Berliner Architekten Peter Sassenroth und Rudolf Reitermann errichtet. Sie steht über den Fundamenten des Chorraums der gesprengten Versöhnungskirche. Ein oval geformter Stampflehmbau wird von einem Wandelgang umgeben. Lichtdurchlässige Holzlamellen ummanteln den Wandelgang und begrenzen ihn so nach außen. Die Glocken der alten Kirche konnten gerettet werden. Sie hängen vor der Kapelle in einem Holzgerüst und werden von Hand geläutet. Im Innern der Kapelle wurden die Kellertreppe der Kirche freigelegt, ebenso die Reste der 1961 zugemauerten Kellertür. Das Altarbild der Versöhnungskirche befindet sich in einer Nische, die als Lichtschacht das Dach überragt. Daran schließt der nach Osten ausgerichtete Kern der Kapelle aus massivem Stampflehm an.

Die Kapelle der Versöhnung wurde im Jahr 2000 feierlich eingeweiht. Sie ist die Gottesdienststätte der Evangelischen Versöhnungsgemeinde und zugleich Teil der Gedenkstätte Berliner Mauer. Gemeindemitgliedern wie Besuchern soll die Kapelle als Ort der Erinnerung und Andacht dienen. Im neuen Altar der Kapelle liegt das Mauertotenbuch. Darin stehen die Biografien der Menschen, die von 1961 bis 1989 an der Berliner Mauer zu Tode gekommen sind. Dienstags bis freitags wird in den Andachten um 12 Uhr regelmäßig eines Mauertoten gedacht.

Historisches Foto der Versöhnungskirche

Kirchweihfest am 3. September 1961 in der Versöhnungskirche, Pfarrer Helmut Hildebrandt (Mitschnitt: Jörg Hildebrandt)

"Und nun, heute am 3. September dieses Jahres 1961, feiern wir wieder unser Kirchweihfest. Unser Kirchweihfest nun freilich wiederum unter völlig veränderten Verhältnissen und wiederum ist es so, dass ich nun meines Amtes als Pfarrer der Versöhnungsgemeinde in gewisser Weise zumindest gewaltsam beraubt worden bin. Denn wie Ihr wisst: Die 97 Prozent unserer Gemeinde drüben, die 7.000 West-Berliner, müssen nun sehen, wie sie ohne ihren Pfarrer fertig werden und das werden sie – wenn so Gott will – auch. Wir hören, dass also jetzt schon die Kräfte der Laien sich da zusammentun, um die Dinge in Gang zu halten, und allmählich wird ja auch die Kirchenleitung dafür sorgen, dass da drüben ein ordentlicher Pfarrer in das Amt eingeführt wird und die Gemeinde da drüben verwaltet."