Station

Mauerfall

Blick auf Gebäude durch Stahlstäbe

© Stiftung Berliner Mauer

Sie stehen nun an der Ecke Bernauer Straße/Ackerstraße. Genau hier begann am 13. Juni 1990 der offizielle Abriss der Berliner Mauer, die 28 Jahre die Stadt geteilt hatte. Trotzdem wurden hier in der Bernauer Straße, wo heute die Gedenkstätte Berliner Mauer ihren Platz hat, ein Abschnitt der Mauer sowie viele Reste der Grenzanlage erhalten. Dies ist dem Engagement einer Reihe von Menschen zu verdanken, vor allem des langjährigen Pfarrers der Versöhnungsgemeinde Manfred Fischer.

Am 2. Oktober 1990 beschloss der Ost-Berliner Magistrat diese Teile der Mauer unter Denkmalschutz zu stellen, während fast überall sonst in Berlin die Grenzanlagen systematisch abgebaut wurden. 1994 lobte die Bundesregierung einen Wettbewerb aus, der die Gestaltung eines Denkmals für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft und zur Erinnerung an die Teilung der Stadt zum Ziel hatte. Das Denkmal, das sich gegenüber des Dokumentationszentrums befindet, wurde am 13. August 1998 eingeweiht. 

Der Fall der Berliner Mauer und die Öffnung der Grenze am 9. November 1989 wurde durch das Zusammenspiel einer Reihe verschiedener Faktoren möglich: Die kontinuierlichen Demonstrationen und Proteste gegen die DDR-Führung, wie zum Beispiel die Montagsdemonstrationen, die vielen Ausreisewilligen, die Menschen, die über die Auslandsbotschaften der DDR oder über Ungarn geflohen sind. Aber auch internationale Entwicklungen spielten eine Rolle, wie: die Veränderungen in Polen, wo die unabhängige Gewerkschaft Solidarność für eine Demokratisierung kämpfte und 1989 die kommunistische Regierung an den „Runden Tisch“ zwang. Vor allem aber ermöglichten die Reformen in der Sowjetunion und die damit zusammenhängende außenpolitische Annäherung an den Westen durch Michail Gorbatschow Veränderungen in der DDR.

Zwar wollte die SED den Reformkurs der Sowjetunion nicht für die DDR übernehmen. Doch der sich Ende der 1980er Jahre formierende breite Protest der ostdeutschen Bevölkerung und die anwachsende Fluchtbewegung setzte der Diktatur 1989 ein Ende. Die SED sah sich zu Zugeständnissen gezwungen, darunter der Gewährung der Reisefreiheit. Am Abend des 9. Novembers 1989 verkündete die DDR-Regierung schließlich neue Reiseregelungen. Spontan drängten tausende Ost-Berlinerinnen und Ost-Berliner an die Grenzübergänge und erzwangen so die Öffnung der Mauer. Noch in dieser Nacht nutzten Tausende die Möglichkeit, sich frei im Westteil der Stadt zu bewegen.

Bald schon mussten zusätzliche Grenzübergänge geschaffen werden, um den Ansturm bewältigen zu können. An der Eberswalder Straße/Ecke Oderberger Straße, nur ca. 1 km von hier entfernt, waren im November noch Bagger und anderes schweres Gerät im Einsatz gewesen, um die Mauer zu versetzen. In der Nacht vom 10. auf den 11. November nutzten Grenzsoldaten diese Fahrzeuge, um hier ein Loch in die Mauer zu brechen. Es entstand der erste Grenzübergang, für den die Mauer durchbrochen wurde.

Der 9. November 1989 und die Tage danach waren Tage voller Freude. Es war ein kaum für möglich gehaltenes Glück, dass dieser Umsturz und diese historische Veränderung friedlich abliefen.

Die darauffolgenden Wochen und Monate bis zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 und die sich daran anschließende Zeit der Transformationen und Umbrüche wurde nämlich nicht von allen Menschen als Phase der friedlichen Veränderungen erlebt. Viele blicken – auch heute noch –  mit gemischten Gefühlen auf diese Jahre zurück. 

Die Interviews sind auch in der Ausstellung The Berlin Wall. A World Divided zu sehen. © Stiftung Berliner Mauer.

Mann im Porträt mit roten Hintergrund

Smiley Baldwin wurde 1965 in den USA geboren. 1987 kam er als Mitglied der Militärpolizei der US-Armee nach West-Berlin. Er patrouillierte im amerikanischen Sektor und hatte die Aufsicht über Westberliner Beamte. In den 1990er Jahren begann er als Türsteher in der aufstrebenden Clubszene in Berlin Mitte und Prenzlauer Berg zu arbeiten.

Frau im Porträt mit gelben Hintergrund

Ines Sonder wurde 1964 in Chemnitz in der DDR geboren. Sie kam 1983 nach Ost-Berlin, um zu studieren. Zusammen mit ihrer Familie wohnte sie in einer Studentenwohnung im Grenzgebiet von Ost-Berlin und zog später in eine Wohnung direkt am Grenzstreifen der Mauer. Zu diesem Zeitpunkt waren einige Beschränkungen gelockert worden, so dass Ines keine Sondergenehmigung benötigte, um sich zu bewegen.

Frau im Porträt mit gelben Hintergrund

Brigitta Heinrich wurde 1941 in Klein Glienicke geboren, einem kleinen Dorf in der Nähe von Potsdam, das 1949 Teil der DDR wurde. Sie lebte dort mit ihrer Familie und arbeitete später als Sportlehrerin. Im Jahr 1961 wurde das Dorf zu einer ostdeutschen Enklave innerhalb West-Berlins, umgeben von der Mauer. Selbst Bewohner brauchten eine Sondergenehmigung, um das Gebiet zu betreten. Um diesen alltäglichen Schwierigkeiten zu entgehen, zog sie 1980 weg.

Mann im Porträt mit rotem Hintergrund

Burghard Suhr wurde 1954 in Gumtow, einer kleinen Gemeinde in Ostdeutschland, geboren. Er absolvierte eine Lehre als Dreher in der Metallindustrie. Er kam 1973 nach Ost-Berlin, um als Polizist im Polizeikrankenhaus in Berlin-Mitte zu arbeiten, das direkt an der Mauer lag. Seine Aufgabe war es, Ankünfte zu kontrollieren und an der Grenze zu patrouillieren, um zu verhindern, dass Menschen aus dem Krankenhaus nach West-Berlin flüchten.

Frau im Porträt mit gelben Hintergrund

Sevim Çelebi-Gottschlich wurde 1950 in Ankara, Türkei, geboren. Im Jahr 1970 zog sie mit einem Arbeitsvisum nach West-Berlin. Damals war dies die einzige Möglichkeit für sie, nach Westdeutschland zu kommen. 1978 machte sie ihr Abitur und zog nach Kreuzberg - ein mauernahes Viertel, in dem viele Hausbesetzer, Künstler und Migranten lebten. Schon früh engagierte sie sich politisch und wurde 1987 in das West-Berliner Parlament gewählt.