Haben Sie schon das "Fenster des Gedenkens" gesehen? Dieser Ort ist den Menschen gewidmet, die an der Berliner Mauer zu Tode kamen. Mindestens 140 Menschen wurden zwischen 1961 und 1989 an der Mauer getötet oder kamen im Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben. Die Mehrheit waren Flüchtlinge, die beim Versuch, die Grenzanlage zu überwinden, erschossen wurden, verunglückten oder sich das Leben nahmen. Es gab aber auch Menschen, die ohne Fluchtabsicht erschossen wurden oder verunglückten.
Das Fenster des Gedenkens zeigt die Porträts der Toten. Es nennt ihre Namen und Lebensdaten. Hier wird jedem einzelnen Todesopfer individuell gedacht. Häufig legen Angehörige Blumen und Steine nieder oder entzünden eine Kerze. Nicht von allen Opfern existieren Fotos. Und einige Nischen wurden bewusst freigelassen, da in der Zukunft möglicherweise weitere Todesopfer identifiziert werden.
In der Bernauer Straße verloren sieben Menschen ihr Leben, als sie versuchten, die Grenzanlagen zu überwinden. Entweder wurden sie von Grenzposten erschossen oder verunglückten bei Sprüngen aus den Grenzhäusern. Alle Todesfälle ereignten sich in den 1960er Jahren. Todeszeichen auf dem Gedenkstättenareal erinnern an ihr Schicksal und erzählen ihre Geschichte am Ort ihrer Flucht.
Zu den Todesopfern gehören zudem acht im Dienst getötete DDR-Grenzsoldaten, die durch Fahnenflüchtige, Kameraden, einen Flüchtling, einen Fluchthelfer oder einen West-Berliner Polizisten getötet wurden. Die Porträts und Namen dieser Grenzsoldaten sind jedoch nicht im Fenster des Gedenkens zu finden. Im Rahmen der Entstehung der Gedenkstätte und den Überlegungen zur Gestaltung des Fensters des Gedenkens wurde diese Frage in den Gremien der Stiftung Berliner Mauer kontrovers diskutiert. Letztlich entschieden sie sich dafür die Grenzsoldaten nicht mit aufzunehmen. An sie, die faktisch Helfer der Diktatur gewesen sind – wenn auch als Wehrpflichtige oft unwillentlich – sollte nicht auf einer Ebene mit den Opfern der Diktatur erinnert werden. Die Namen der acht Grenzsoldaten finden Sie jedoch auf der Stele gegenüber des Fensters des Gedenkens.
Viele Bewohner von Grenzhäusern entschieden sich spontan zur Flucht. Dies war zunächst noch durch einen Gang aus der Haustür möglich. Doch seit dem 18. August wurden die Eingangstüren zugenagelt oder vermauert und durch neue Zugänge über die Höfe ersetzt. In ihrer Not sprangen zahlreiche Bewohner aus dem Fenster oder seilten sich ab, um in den Westen zu entkommen. Auf dem Gehweg versuchte die West-Berliner Feuerwehr, die Flüchtlinge mit Sprungtüchern aufzufangen und so vor Verletzungen zu bewahren.
Am 21. August 1961 musste auch Ida Siekmann erleben, wie die Tür ihres Hauses verbarrikadiert wurde. Früh am nächsten Morgen warf sie Habseligkeiten aus dem Fenster ihrer Wohnung im dritten Stock. Dann sprang sie hinterher. Bevor die West-Berliner Feuerwehr ihr mit einem Sprungtuch zu Hilfe kommen konnte. Möglicherweise hatte Ida Siekmann Angst, entdeckt zu werden. Beim Aufprall zog sie sich schwere Verletzungen zu. Auf dem Weg in das nahe gelegene Lazarus-Krankenhaus verstarb sie – einen Tag vor ihrem 59. Geburtstag.
Im Westteil der Stadt löste das Ereignis eine Welle der Empörung aus. Es war der erste Todesfall an der Berliner Mauer. Anwohner und Passanten waren erschüttert, die Presse berichtete ausführlich darüber. Nach einer offiziellen Trauerfeier wurde vor dem Haus in der Bernauer Straße 48 ein Kranz niedergelegt. Er trug die Aufschrift: „Dem Opfer der Unfreiheit“. Nur wenige Tage später wurde an dieser Stelle ein Denkmal errichtet – für Ida Siekmann.
Der Freund informierte einen Angler, der den Jungen zum nahen Zollstützpunkt schickte. Er selbst hatte schon begonnen, sich zu entkleiden. Da wurde ihm bewusst, dass die Spree hier zu Ost-Berlin gehörte. Bei einem Rettungsversuch würde er sein Leben riskieren. Die DDR-Grenzposten könnten ihn als „Grenzverletzer“ erschießen. Der Angler sprang dem ertrinkenden Kind nicht hinterher. Inzwischen hatten die West-Berliner Polizei und die Feuerwehr das Spreeufer erreicht. Sie versuchten vergeblich, ein Tankschiff und ein DDR-Feuerlöschboot zur Rettung des Kindes zu bewegen. Wenig später traf ein Funkwagen der West-Berliner Polizei ein. Die Besatzung verhandelte mit einem Offizier der Grenztruppen auf der Oberbaumbrücke über die Bergung des Ertrunkenen. Zwei Taucher der West-Berliner Feuerwehr machten sich bereit. Die Erlaubnis, in das Grenzwasser zu springen, wurde ihnen jedoch verwehrt.
Nach fast zwei Stunden traf schließlich ein Ost-Berliner Rettungsboot ein und ein Taucher barg das tote Kind. Am Abend erhielt die Mutter von Cengaver Katranci die Erlaubnis, mit zwei Verwandten nach Ost-Berlin einzureisen. Dort musste sie ihren Sohn im Gerichtsmedizinischen Institut der Charité identifizieren. Die Leiche wurde nach West-Berlin überführt und auf Wunsch der Mutter in Ankara bestattet.
Der Tod des 8-Jährigen führte zur Ankündigung des Berliner Senats, mit der DDR ein Abkommen über Hilfeleistungen bei ähnlichen Unglücksfällen in Grenzgewässern zu treffen. Eine entsprechende Regelung wurde erst 1975 gefunden. Bis dahin ertranken drei weitere Kinder in der Spree.
Sie seien aus einer Offiziersschule verschwunden und bewaffnet. Als der Postenführer Schmidtchen und sein Posten R. Geräusche hörten, brachten sie diese nicht mit der Meldung in Zusammenhang. Sie gingen aus dem ehemaligen Bahnwärterhäuschen hinaus und trafen dort auf zwei Uniformierte. Schmidtchen hatte wohl geglaubt, es handle sich um eine Kontrollstreife. Der Posten R. berichtete später, Schmidtchen sei arglos auf die beiden Männer zugelaufen und habe sie angesprochen. Dann seien plötzlich Schüsse gefallen. Sie stammten, wie sich später herausstellte, aus der Waffe des 19-jährigen Offiziersschülers Peter Böhme. Böhme wollte zusammen mit seinem Kameraden Wolfgang G. nach West-Berlin flüchten. Jörgen Schmidtchen war vermutlich sofort tot. Der Posten R. erwiderte das Feuer und es kam zu einem heftigen Schusswechsel, bei dem auch Peter Böhme tödlich getroffen wurde. Wolfgang G. blieb unverletzt und konnte nach West-Berlin entkommen. Er wurde anderntags in der Presse mit folgenden Worten zitiert: „Es war schrecklich. Aber es gab für uns keine andere Entscheidung. Wir oder sie.“
Der Kommandeur der 2. Grenzbrigade, der Schmidtchen angehörte, gelangte in seinem Untersuchungsbericht zu der Schlussfolgerung, Schmidtchen habe sich zu unvorsichtig verhalten. Nach außen ließ die militärische Führung jedoch kein kritisches Wort über ihn verlauten. Er wurde posthum zum Unteroffizier befördert und seine Eltern erhielten eine einmalige Unterstützung in Höhe von 500 Mark. Die DDR benannte sogar Straßen und Schulen nach Jörgen Schmidtchen.
Jörgen Schmidtchen ist der erste Grenzpolizist, der nach dem Mauerbau ums Leben kommt, während er an der Grenze zu West-Berlin seinen Dienst versieht. Wie das Beispiel verdeutlicht erzeugte das militärische Grenzregime, das die DDR-Führung an der Berliner Mauer errichtet, auch Gegenwalt. In einzelnen Fällen setzten Flüchtlinge, Fahnenflüchtige oder Fluchthelfer Waffen gegen Grenzposten ein, um sich oder anderen einen Weg nach West-Berlin zu bahnen. Auch unter den Angehörigen der bewaffneten Einheiten, die die Sperranlagen in und um Berlin bewachten, sind daher Tote und Verletzte zu beklagen. An der Berliner Mauer sind es insgesamt acht im Dienst getötete DDR-Grenzsoldaten.