Mauersegmente

Sie stehen vor einzelnen Mauerteilen, die im Jahr 1997 von der Evangelischen Kirchengemeinde Sophien abgetragen wurden. Wenn Sie Richtung Bernauer Straße blicken, sehen Sie eine Lücke in der Grenzmauer. Dort befanden sich einst die Mauerteile vor Ihnen. Die Sophiengemeinde wollte mit ihrem Abriss darauf aufmerksam machen, dass sich hier ursprünglich ein Friedhof befand. Außerdem empfanden viele Gemeindeglieder und Anwohner es als unerträglich, auch nach dem 9. November 1989 weiterhin auf die Grenzmauer blicken zu müssen. 

Die Grenzanlagen dehnten sich seit 1961 aus. Insgesamt erreichten sie eine Breite von etwa 40 Metern. Damit verdrängte der Grenzstreifen den Friedhof und seine Grabstellen für zivile Kriegsopfer. Die früheren Grabstellen sind heute gekennzeichnet – die in den Boden eingelassenen Längsstreben aus Cortenstahl machen auf ihr Verschwinden aufmerksam. Die Gemeindeleitung rekonstruierte zudem das Friedhofstor aus rotem Backstein. Auf diese Weise verdeutlicht sie die Geschichte des Areals. Zum Friedhofstor gelangen Sie, wenn Sie in Richtung Denkmal und Dokumentationszentrum gehen.

19 Meter lang ist die Lücke in der Mauer. Um diese Lücke entwickelte sich ein langjähriger Diskurs, der sich in die allgemeine Kontroverse um eine angemessene Weise des Erinnerns einfügte. Wie die Geschichte der deutschen Teilung darstellen? Die Stiftung Berliner Mauer betrachtet die Versetzung der 32 Mauerstücke im Jahre 1997 als Teil der Geschichte der Bernauer Straße. Sie hat die fehlenden Teile in der Grenzmauer daher nicht rekonstruiert, sondern sich stattdessen für eine Nachzeichnung entschieden. Stäbe aus Cortenstahl verdeutlichen den Verlauf der Grenzmauer. Sie können durch sie hindurchsehen. Treten Sie einmal ganz nah an die Stäbe heran und blicken an Ihnen entlang. Wie wirkt das auf Sie?

Die gegenüberliegende Themenstation „Die Mauer auf dem Sophienfriedhof“ im Gelände der Außenausstellung berichtet noch mehr über die Geschichte des Friedhofs zur Zeit der Teilung, über die Umbettungen der Gräber und die Folgen für die Angehörigen der hier Besatteten.